Die westliche Kräutermedizin hat ihre Wurzeln sowohl in den indigenen Praktiken der Britischen Inseln (Bryce, 1988) als auch in den europäischen und griechisch-römischen Traditionen und lässt sich bis zu bekannten Ärzten wie Dioskurides, Hippokrates und Galen zurückverfolgen (Acker, 1995). Es gibt auch starke Verbindungen nach Nordamerika (Cook, 1869) und einen gewissen Export und Re-Import von Ideen und Praktiken, der insbesondere im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert stattfand (Fox, 1932). Jahrhundert stattfand (Fox, 1932).
In Nordamerika nahmen die eklektischen und physiomedizinischen Kräuterbewegungen die Kräuterkunde der amerikanischen Ureinwohner auf, und viele nordamerikanische Kräuter werden in der westlichen Kräutermedizin im Vereinigten Königreich noch immer routinemäßig verwendet – das bekannte Immunstimulans Echinacea (Echinacea angustifolia) ist ein gutes Beispiel für diesen kulturübergreifenden Austausch. Mit der Ausweitung der globalen Kommunikation und des Transportwesens werden außerdem Pflanzen aus der ganzen Welt in der westlichen Welt regelmäßig verwendet: ein Beispiel dafür ist Ginseng (Panax ginseng).
Es wird oft darauf hingewiesen, dass ein erheblicher Teil der westlichen Schulmedizin ursprünglich aus pflanzlichen Arzneimitteln stammt. Vielleicht wird deshalb oft angenommen, dass die westliche Kräutermedizin philosophisch und theoretisch mit der orthodoxen westlichen Schulmedizin verbunden ist, und die moderne Forschung im Bereich der Kräutermedizin tendiert dazu, pflanzliche Arzneimittel als Ersatzdrogen zu bewerten, die für die Behandlung bestimmter Krankheiten geeignet sind (z. B. Hypericum perforatum speziell für die Behandlung von Depressionen).
Dieser Ansatz hat zwar viele wichtige Informationen zur Wissenschaft der Kräutermedizin beigetragen, aber im Großen und Ganzen hat er es versäumt, den Modus Operandi der westlichen Kräutermedizin zu beleuchten, und folglich werden die traditionellen, ganzheitlichen Elemente der westlichen Kräutermedizin nicht allgemein verstanden oder gewürdigt.
Die westliche Kräuterkunde zeichnet sich durch einen personenzentrierten Ansatz aus, bei dem der Patient und nicht die Krankheit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Therapeuten steht. Der Hintergrund der Erkrankung des Patienten wird durch eine gründliche Anamnese ermittelt, bei der die Familiengeschichte, die persönliche Gesundheitsgeschichte und die Lebensweise berücksichtigt werden, und die Therapie richtet sich auf die Ursachen und nicht nur auf die vorhandenen Symptome. Der Praktiker nutzt die bei der Anamnese gewonnenen Informationen, um eine Einschätzung der Vitalität und Konstitution des Patienten vorzunehmen. Die Auswahl der Kräuter für die Verschreibung basiert auf dieser Einschätzung. Die Verschreibung basiert nicht einfach auf der Diagnose einer Krankheit oder eines Zustands, sondern wird durch das Verständnis der Bedeutung der Zeichen und Symptome bei dieser Person bestimmt. Die Verordnungen können bei einzelnen Patienten, die scheinbar ein ähnliches Leiden haben, sehr unterschiedlich ausfallen. Die pflanzliche Behandlung wird in der Regel durch geeignete Ratschläge zur Lebensführung, insbesondere zur Ernährung, unterstützt, und der Therapeut ist stets bemüht, in der therapeutischen Beziehung eine Atmosphäre des Vertrauens und der positiven Einstellung zu schaffen.